Fußgönheim (dpa) - Jeder kennt die Kartoffel und fast jeder isst sie, ob gekocht, gebraten, frittiert oder Brei. Weniger bekannt dürfte sein, dass die Kartoffel in Rheinland-Pfalz auch ein eigenes Museum hat.

Im Deutschen Kartoffelmuseum in Fußgönheim, das mitten in einem Frühkartoffelanbaugebiet der Rheinebene liegt, dreht sich alles um die Knolle, die im 16. Jahrhundert von spanischen Eroberern aus Peru nach Europa importiert wurde.

In der umgestalteten ehemaligen Synagoge des Ortes sind alte Kartoffelschäler, eingelegte Riesenkartoffeln, Postkarten, Kartoffelschnapsflaschen und Stauden ausgestellt. Kurz: Alles was mit dem Erdapfel zu tun hat. Die Kartoffelsorten "Freya", "Piroschka" und Saskia" liegen in Körben, neben der Urkartoffel "Chunios", die so gar nichts gemeinsam hat mit dem gelben Erdapfel, der bei uns geerntet wird.

Die Idee, ein Museum für die Kartoffel zu eröffnen, kam vom Vorsitzenden des Heimat- und Kulturkreises Fußgönheim, Karl Freidel. "Der Auslöser war, der Kartoffel ein Denkmal zu setzen, denn sie hat so viele Menschen vor dem Hungertod bewahrt", sagt Freidel. Außerdem sei die Pfalz das größte Anbaugebiet für Frühkartoffeln. 500 000 Tonnen der jungen Knollen werden jährlich hier geerntet, weiß Freidel.
Elf Jahre habe es trotzdem gedauert, bis der den Bürgermeister von Fußgönheim von seiner Idee habe überzeugen können. Im Jahr 1988 wurde schließlich das erste Kartoffelmuseum Deuschlands eröffnet. "Am Anfang haben die Leute über mich gelacht." Mittlerweile lacht in Fußgönheim niemand mehr über den 67-jährigen, denn das Kartoffelmuseum ist eine der Hauptattraktionen des Ortes.
"20 000 Besucher kommen jeder Jahr", sagt Freidel nicht ohne Stolz. Selbst aus Peru, dem Land der Urkartoffel, kamen schon Besucher. Sie schenkten dem Museum die Tracht eines peruanischen Kartoffelbauers. "Viele der Exponate sind Geschenke oder Spenden", erklärt Freidel.
Der Name der Kartoffel stammt ursprünglich aus dem Italienischen. Beim Anblick der schrumpeligen Knolle dachten die Südländer an die Trüffel und gaben der Erdfrucht den Namen tartufolo, in Deutschland Tratuffel - und später - Kartoffel genannt. Gräberfunde in Südamerika belegen, dass tartufolo bereits vor 8000 Jahren durch Indianer der Hochanden angebaut wurde. Dort gab es bereits zahlreiche Sorten und eine Trockenreserve.
1588 kam die Kartoffel schließlich über den Botaniker Clusius nach Deutschland. Er pflanzte die Knolle im botanischen Garten in Frankfurt am Main ein. Zunächst richtete sich das Interesse aber nur auf die Blüte: Die Kartoffel wurde anfangs als Zierpflanze in fürstlichen Lustgärten verwendet.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts avancierte die Kartoffel zu einer Delikatesse und wurde am Hofe von Ludwig XIV. in Paris besonders geschätzt. Heute gibt es nach Freidels Angaben weltweit 6000 verschiedene Sorten, davon 150 in Deutschland.
Wichtig ist Kartoffelliebhaber Freidel, dass möglichst viele Schulklassen ins Museum kommen. "Die Kultur darf nicht verloren gehen, sonst denken die Kinder irgendwann, dass Pommes frites auf Bäumen wachsen."

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